Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V.
Deutsche Gesellschaft für
Tropenmedizin, Reisemedizin
und Globale Gesundheit e.V.
 
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Die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. (DTG) verleiht alle 2 Jahre den “Preis für Tropenmedizin“. Der Preis dient der Förderung jüngerer Wissenschaftler und wird für besondere wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Tropenmedizin oder der internationalen Gesundheitswissenschaften verliehen. Er ist mit 5.000 Euro dotiert und wird derzeit von der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung finanziert.

Der Preis für Tropenmedizin 2021 wurde am 17. Juni 2021 auf dem virtuellen Kongress für Tropenmedizin und Infektionskrankheiten (KIT2021), zugleich Jahrestagung der DTG, geteilt an zwei Nachwuchswissenschaftler vergeben: Dr. Benno Kreuels, Hamburg, wird für seine klinischen Forschungen in der Tropenmedizin ausgezeichnet und Professor Thirumalaisamy Velavan, Tübingen für seine labororientierten Arbeiten.

Dr. med. Benno Kreuels

ist Oberarzt in der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik, Sektion Tropenmedizin, des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und Leiter der klinischen Weiterbildung am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Nach dem Medizinstudium schloss er eine Ausbildung an der London School of Hygiene & Tropical Medicine in Epidemiologie an, es folgten klinische Tätigkeit in Hamburg und zugleich Durchführung vieler Projekte zu Infektionskrankheiten in Afrika. Dr. Kreuels hat mehrere Jahre als Oberarzt am College of Medicine in Blantyre, Malawi, gearbeitet. Er hat umfangreiche Tätigkeiten in Endemiegebieten durchgeführt, insbesondere in Ghana, und seine Ergebnisse in insgesamt über 50 Publikationen in hochrangigen Zeitschriften, darunter im New England Journal of Medicine und in Blood, publiziert. In seinen Arbeiten hat er sich besonders mit der Epidemiologie der Malaria in Afrika und dem Einfluss der Malaria auf die Entwicklung der Kinder beschäftigt. Er hat dabei den Einfluss von genetischen und Umweltfaktoren differenzieren können.

Sein besonderes Augenmerk gilt der klinischen Tropenmedizin. So hat er vor einigen Jahren durch die wissenschaftliche Aufarbeitung des klinischen und virologischen Verlaufs der Erkrankung des ersten in Deutschland behandelten Ebola-Patienten im „New England Journal of Medicine“ im Jahr 2014 zum ersten Mal den klinischen, laborchemischen und virologischen Verlauf der Ebolavirus-Infektion detailliert aufgezeichnet. Dies lieferte wichtige Daten für die Therapie und Isolierung von Patienten während der Epidemie in West Afrika. Zudem konnten wichtige Daten zum Verständnis der Immunantwort des Menschen gegen Ebola gewonnen werden. Im Bereich der klinischen Tropenmedizin beschäftigte er sich zudem mit dem Einsatz von Point-of-care Ultraschall (POCUS) zur Verbesserung der Diagnostik und Therapie bei stationären Patienten in Ländern mit begrenzten Ressourcen. Hier konnte er zeigen, dass durch die Einführung von POCUS, die Zeit zur Diagnose und damit die Dauer des Krankenhausaufenthaltes bedeutend verkürzt werden können.

Professor Dr. Thirumalaisamy P. Velavan

Velavan

ist Molekulargenetiker und arbeitet als Gruppenleiter am Institut für Tropenmedizin, Reisemedizin und Humanparasitologie des Universitätsklinikums und der Universität Tübingen. Nach seiner Promotion an der Universität Tübingen leitete er eine Nachwuchsgruppe und ist seit 2011 Gruppenleiter. Im Jahr 2016 habilitierte er sich an der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen und erhielt dort 2019 seine außerplanmäßige Professur. Professor Dr. Velavan ist außerdem Gründer und Leiter des Vietnamesisch-Deutschen Zentrums für medizinische Forschung (VG-CARE) in Hanoi, Vietnam (www.vgcare.org). Während ausgedehnter Forschungsaufenthalten in Hanoi koordiniert er verschiedene Grundlagen- und klinische Forschungsprojekte mit den Schwerpunkten molekulare Epidemiologie, klinische Studien, Wirt-Pathogen-Genetik und Diagnostik, insbesondere zu viraler Hepatitis, COVID-19, Malaria und der Belastung durch Helmintheninfektionen.

Seine Forschungsgruppe besteht aus Ärzten und Wissenschaftlern aus Afrika und Asien mit starker, gleichberechtigter Süd-Süd- und Nord-Süd-Kooperation. Alle Mitglieder der Gruppe sind hoch motiviert, die Gesundheit in Entwicklungs- und Schwellenländern durch klinische Forschung zu verschiedenen Infektionskrankheiten der Tropen zu verbessern. Professor Dr. Velavan und seine Gruppe konzentrieren sich auf die genetische Charakterisierung von Krankheitserregern und humangenetischen Faktoren. Er hat mehr als 155 Artikel in Fachzeitschriften mit Peer-Review-Verfahren veröffentlicht, darunter Cell, PNAS, Lancet infectious diseases, mit einem kumulativen Impact-Faktor von >700, und einem h-Index von 30. Professor Dr. Velavan ist Mitherausgeber der wissenschaftlichen Zeitschrift Tropical Medicine and International Health, BMC Medical Genomics und Mitglied des Editorial Board von Nature Scientific Reports. Außerdem ist er Mitglied in den Gutachterausschüssen internationaler Förderorganisationen in der EU und weltweit.

Vor kurzem konnten Professor Dr. Velavan und seine Teams zeigen, dass durch den Verzehr von Lebensmitteln weltweit ein signifikantes Risiko einer Hepatitis-E-Infektion besteht. Die Studien zwischen 2019 und 2020 ergaben, dass 10 % der kommerziellen Schweinefleischprodukte in Deutschland mit Hepatitis E kontaminiert sind. Selbst in Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen, wie Vietnam, wurde eine hohe Hepatitis-E-Seroprävalenz bei beruflich exponierten Personen gefunden, und es konnte zudem gezeigt werden, dass die Hepatitis-E-Superinfektion den klinischen Verlauf in HBV-Infektionen endemisch Gebieten bei Patienten mit Hepatitis B verschlechtert hat.