Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V.
Deutsche Gesellschaft für
Tropenmedizin, Reisemedizin
und Globale Gesundheit e.V.
 
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Praktischer Workshop Tropenmedizin in Würzburg

Es gibt noch freie Plätze im Workshop am Missionsärztlichen Institut in Würzburg vom 24.-26.11.2023
zu den Themen: Migrationsmedizin, Parasitologie, Global Surgery und Pädiatrie

Das Programm ist finden Sie HIER, eine Anmeldung wäre unter diesem Link möglich.

 
 
Projekt Arbeitserfahrungen in Auslandseinsätzen

Da der Auslandseinsatz weiterhin mit eine der größten Hürden für das Erlangen der Zusatzbezeichnung “Tropenmedizin” darstellt, möchten wir gerne eine Plattform erstellen, bei der bisherige Erfahrungen zu Auslandseinsätzen geteilt werden können. 
Dies soll anderen Kolleginnen und Kollegen Einblick in die verschiedenen Möglichkeiten geben, auf welche Art und Weise ein Auslandseinsatz gestaltet werden kann. Von Interesse ist unter anderem, welche Organisationen in Frage kommen und auf welche Rahmenbedingungen Sie in unterschiedlichen Einsätzen gestoßen sind.Wir würden uns diesbezüglich sehr über Ihre Mitarbeit und Hilfe freuen.

Falls Sie also bereits einen Auslandseinsatz hinter sich haben, würden wir es sehr schätzen, wenn Sie einen kurzen Fragebogen unter folgendem Link ausfüllen:
https://forms.office.com/r/vxkYP5CGXR.
 
Wenn Sie Ideen haben, wie diese Austauschplattform noch besser gestaltet werden kann, freuen wir uns über Hinweise.
Vielen Dank für Ihre Mithilfe!
 

 

Online-Vorlesung im Wahlpflichtfach "Tropenmedizin und Globale Gesundheit"
wird im WS 2023 fortgesetzt

Die DTG hat zusammen mit den Fachgesellschaften für Tropenpädiatrie, für Globale Chirurgie, für Tropendermatologie und der AG FIDE sowie dem DNTDS ein Curriculum entworfen, um Medizin-Studierenden das Wissen im Fach Tropenmedizin und Globale Gesundheit zu vermitteln. Einzelne Fakultäten erkennen diese Vorlesung als Wahlpflichtfach an.

Die digitale Vorlesung beginnt am 23.10.2023, sie findet jeweils montags von 18:00 bis 19:30 h statt.
Es werden 14 Termine (je 2 x 45 min) angeboten, entsprechend 14-16 Semesterwochenstunden/Semester.

Primär ist das Angebot für Studierende des 4.-6. Semesters.
Gasthörer, d.h. DTG-Mitglieder, können sich gerne ohne Verpflichtung als Gasthörer anmelden.

Das Programm der Vorlesung finden Sie HIER.

Man kann als Gasthörer jederzeit einsteigen.

Sie können sich hier dazu anmelden: https://forms.office.com/e/VMG8L5Gwfv

Nach Anmeldung erhalten Sie für jede Vorlesung einen Link per mail.

 

Pressemitteilung
17.06.2023

Preis für Tropenmedizin 2023 der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. (DTG) verliehen an Dr. med. Johannes Mischlinger, Hamburg.

Die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. (DTG) verleiht alle 2 Jahre den “Preis für Tropenmedizin“. Der Preis dient der Förderung jüngerer Wissenschaftler und wird für besondere wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Tropenmedizin oder der globalen Gesundheitswissenschaft verliehen. Er ist mit 5.000 Euro dotiert und wird derzeit von der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung finanziert.

Der Preis für Tropenmedizin 2023 wurde am 16. Juni 2023 auf dem Kongress für Tropenmedizin und Infektionskrankheiten (KIT2023), zugleich Jahrestagung der DTG, in Leipzig an Dr. med. Johannes Mischlinger (35), Arbeitsgruppenleiter am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg, vergeben.

Er erhielt den Preis für seine Arbeiten zur „Optimierung des Managements von tropischen Erkrankungen auf Individuums- und Populationsebene“. Insbesondere konnte Dr. Mischlinger hat sich in den letzten Jahren mit der Verbesserung der Diagnostik und des Managements von Infektionen der Tropen beschäftigt, insbesondere mit der Malaria und der Infektion mit dem Wurm Loa loa.

So konnte er die Messgenauigkeit von Malaria-Schnelltests für alle malaria-endemischen Gebiete Sub-Sahara Afrikas errechnen. Dies ist von großer Bedeutung, da Schnelltests mittlerweile die gängigste Methode zur Diagnostik der Malaria in endemischen Ländern darstellen und da deren Testergebnisse häufig in therapeutischen Algorithmen zur Behandlung von fiebernden Kindern verwendet werden. Mittels der errechneten Ergebnistabellen kann die Angemessenheit von Malaria-Schnelltests in eben-genannten Behandlungsalgorithmen für die diversen malaria-endemischen Regionen Sub-Sahara Afrikas geschätzt werden. Damit liefert diese Arbeit einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Behandlung von fiebernden Kindern in Sub-Sahara Afrika.

Auch den mikroskopischen Nachweis der Malariaparasiten konnte er entscheidend verbessern: er fand, dass in Kapillarblut (z.B. der Fingerbeere) eine deutliche höhere Konzentration von Parasiten vorhanden ist als in venösem Blut. Dieser Parasitenüberschuss in Kapillarblut führt zu einem starken Sensitivitätsunterschied und kann entscheidend für die frühe Diagnose der Malaria sein. Ebenso zeigte er in einer großen Studie in Gabun, dass im Kapillarblut ca. 35% mehr Töchterwürmchen des Wurmes Loa loa nachgewiesen werden können, als in venösem Blut. Dies ist außerordentlich wichtig für die Bekämpfung der Onchozerkose (Flussblindheit). Diese kann nur behandelt werden, wenn der Patient nicht gleichzeitig Loa loa-Parasiten hat, denn sonst gäbe es schwere Nebenwirkungen der Therapie. Die Arbeiten von Dr. Mischlinger leisten so einen wertvollen Beitrag zur Sicherheit der medikamentösen Therapie der Onchozerkose.

 

PRESSEMITTEILUNG

14. Juni 2023, Leipzig 
DTG-Kongresspräsidenten des 
16. KIT-Kongresses Dr Dr Carsten Köhler und PD Dr. Torsten Feldt erneut zum 1. bzw 2. Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG) eV gewählt


Auf der Mitgliederversammlung der DTG beim 16. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT), dem größten deutschsprachigen Kongress seiner Art, in dieser Woche in Leipzig, skizzierte Dr. Dr. Carsten Köhler die - durch Klimawandel und den weiterhin steigenden weltweiten Austausch von Gütern und Reisenden - zunehmende Bedeutung und die Wichtigkeit des Faches im Bereich der globalen Gesundheit. Über 1.200 Mitglieder waren im Vorfeld der Mitgliederversammlung weltweit zur Wahl aufgerufen. Dabei wurde der gesamte Vorstand bestätigt: Dr Dr Carsten Köhler (Tübingen) und PD Dr. Torsten Feldt (Düsseldorf) als 1.+ 2. Vorsitzende, Professor Dr. Bernhard Fleischer (Hamburg) als Schriftführer und Schatzmeister sowie Professor Dr. Sabine Bélard (Tübingen) und Dr. Sophie Schneitler (Homburg) als Beisitzerinnen.

Der 16. KIT (https://kit-kongresse.de) bringt in diesem Jahr vom 14.-17. Juni erstmals seit 2018 wieder über 1.000 Infektiologinnen/Infektiologen und Tropenmedizinerinnen/Tropenmediziner leibhaftig vor Ort - diesmal in Leipzig - zusammen. Der Tübinger Dr Dr Carsten Köhler (51), Direktor des Kompetenzzentrums Tropenmedizin Baden-Württemberg am Institut für Tropenmedizin, Reisemedizin und Humanparasitologie der Universität und dem Universitätsklinikum Tübingen, sowie PD Dr. Torsten Feldt (54), Oberarzt und Leiter des Bereichs Tropenmedizin am Uniklinikum Düsseldorf sind dabei von Seiten der DTG die Kongresspräsidenten.

Der KIT wird alle zwei Jahre von der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI) gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) und der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG) ausgerichtet. Er findet in diesem Jahr - wieder als Präsenzkongress - vom 14. bis 17. Juni in der Kongresshalle am Zoo Leipzig statt.

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Aufklärungsbogen für die Dengue-Impfung mit dem Impfstoff Qdenga®

03.03.2023

Der Ständige Ausschuss Reisemedizin hat einen Aufklärungsbogen für die Impfung mit dem neuem Dengue-Impfstoff Qdenga entworfen.

Sie können ihn hier und in der Downloadbox auf der Startseite herunterladen.

 

Stellungnahme des Ständigen Ausschusses für Reisemedizin zum neuen Dengue-Fieber-Impfstoff Qdenga®

27.01.2023

Der Ständige Ausschuss Reisemedizin (StAR) der DTG e.V. erstellt gemäß seiner Geschäftsordnung medizinische Empfehlungen für Reisen in das Ausland. Aufgrund vielfacher Anfragen aus dem Kreise der Mitglieder der DTG und der Fachöffentlichkeit wird im Folgenden zur Neueinführung des Dengue-Impfstoffes Qdenga® in Deutschland zum 15.02.2023 Stellung genommen. Dies ist eine erste Einschätzung der StAR-Mitglieder.

Der StAR bewertet derzeit in Kooperation mit der STIKO die weitere verfügbare Evidenz zu dem Impfstoff im Detail und wird hierzu in den nächsten Monaten eine gemeinsame Empfehlung veröffentlichen.

Dengue-Fieber wird durch ein Flavivirus verursacht, das in vier verschiedenen Serotypen in einem breiten und expandierenden Gürtel im Verbreitungsgebiet des Hauptvektors, Aedes aegyptii, vorkommt. Die Hälfte der Weltbevölkerung in 129 Ländern gilt als gefährdet; die WHO geht von 96 Mio. manifesten Erkrankungen pro Jahr aus, 70% davon in Asien (1).

Dengue-Fieber ist die häufigste reiseassoziierte Arbovirose in Deutschland (2) und gilt für beruflich Reisende als Berufskrankheit (3).

Dengue-Fieber ist typischerweise durch hohes Fieber mit einem zweigipfligen Fieberverlauf, Kopf- und starken Gliederschmerzen, einem masernähnlichen Hautausschlag, einer deutlichen Thrombopenie und einer hämorrhagischen Diathese gekennzeichnet. Schwere Dengue-Verläufe mit Schock, Hämorrhagien und Beeinträchtigung der Funktion vitaler Organe werden häufiger bei erneuter Infektion sowie bei Erstinfektionen durch Dengue-1 (DENV-1) und Dengue-3 (DENV-3) gesehen (12).

Aufgrund der verschiedenen Serotypen kann man mehrfach an Dengue-Fieber erkranken, da die resultierenden Antikörper nur kurze Zeit kreuzprotektiv wirken. Das erklärt die Schwierigkeiten bei der Impfstoffentwicklung. Eine Impfung muss ausreichende und langanhaltende Immunität gleichzeitig gegen alle vier Serotypen hervorrufen. Entstehen Impflücken gegen einzelne Serotypen, könnten diese im Falle einer folgenden Wildtypinfektion einen schweren Verlauf wie bei einer Re-Infektion begünstigen (4).

Impfstoffe

Eine erste Impfung gegen Dengue-Fieber wurde auf der Basis eines chimären Gelbfieber-Lebendvirus hergestellt und unter dem Namen Dengvaxia® eingeführt. Da dieser Impfstoff in zahlreichen Fällen, vor allem im Rahmen einer Impfkampagne bei Kindern auf den Philippinen zu einem erhöhten Risiko für schwere Verläufe bei nachfolgender Wildtypinfektion führte, erfuhr Dengvaxia® 2017 eine Indikationseinschränkung auf Personen nach einer gesicherten Erstinfektion. Dengvaxia® wird dreimal gegeben und ist auch in Europa zugelassen, jedoch nur für Bewohner Dengue-endemischer Gebiete (z.B. Überseegebiete der Niederlande und Frankreichs) mit zudem dokumentiert durchgemachter Dengue-Infektion. Für reguläre Reisende ist der Impfstoff nicht zugelassen und in Deutschland auch nicht verfügbar.

Seit Dezember 2022 ist nun eine weitere Lebendimpfung gegen Dengue-Fieber (Qdenga®) auf Empfehlung der EMA durch die Europäische Kommision bei Personen ab 4 Jahren in Europa zugelassen (5). Es handelt sich um eine tetravalente Lebendvakzine auf der Basis des DENV-2.

Die Impfung wird zweimal im Abstand von drei Monaten ausschließlich s.c. gegeben und erzeugt unterschiedlich hohe Schutzraten gegen die vier DENV-Serotypen (7-10). Die Schutzwirkung bei zuvor Infizierten ist bei dieser Impfung grundsätzlich höher als bei Menschen die noch keine Dengue-Infektion durchgemacht haben.

Wirksamkeitsdaten von Qdenga®

Für eine Bewertung der Wirksamkeit liegen vier Publikationen (7-10) und die Fachinformation (6) vor.

Nach 54 Monaten betrug die generelle Wirksamkeit gegen virologisch bestätigtes DENV-Fieber aller Serotypen 61.2%, gegen Hospitalisierung wegen schwerem Dengue-Fieber 84.1% (6).

Die Wirksamkeit bei Seronegativen (SN) gemittelt über alle DENV-Serotypen betrug 53,5% gegen eine DENV-Infektion, gegen Hospitalisierung wegen schwerem Dengue-Fieber 79.3%. Die Wirksamkeit bei Seropositiven (SP) betrug 64.2% respektive 85.9% (Tabelle 4 in (6)).

Subgruppenanalysen 3 Jahre nach der 2. Impfung (Tabelle 1 in (7) und Tabelle 4 in (6)) zeigten z.T. unbefriedigende Ergebnisse:

  • fehlende Wirksamkeit bei SN gegen DENV-Infektion und Hospitalisation durch DENV-3
  • fehlende Wirksamkeit bei SN gegen DENV-Infektion durch DENV-4
  • fehlender Nachweis eines Schutzes bei SN und SP gegen Hospitalisation durch DENV-4 aufgrund nicht-ausreichender Erkrankungszahlen in den Studienpopulationen.

Es gibt Hinweise für ein frühes Einsetzen des Schutzes zwischen den beiden Impfungen mit einer explorativen Schutzwirkung von 81% gegen DENV-Fieber aller Serotypen bei allerdings kleinen Fallzahlen (6, 8).

Zu keinem Zeitpunkt konnten im Gegensatz zu Dengvaxia® bis zu 54 Monate nach der Impfung Signale für einen schweren Verlauf durch eine Wildtypinfektion bei zuvor seronegativ Geimpften beobachtet werden. Eine Serotestung vor Impfung ist daher nicht erforderlich (7-10).

Bei ca. der Hälfte der SN-Geimpften (11) und bei 16% der SP-Geimpften wurde in der zweiten Woche nach der Erstimpfung mit Qdenga® eine vorübergehende Impfvirämie beobachtet. Sie dauerte durchschnittlich vier Tage und ging mit leichten bis mittelschweren Symptomen einher, wie Kopfschmerzen, Arthralgie, Myalgie und Ausschlag bei einigen Probanden. Nach der zweiten Dosis wurde dies nur selten beobachtet.

Zu beachten ist, dass die Impfung zweimal im Abstand von drei Monaten zu geben ist und daher eine frühzeitige Beratung voraussetzt.

Eine Kombination mit der Hepatitis A und der Gelbfieberimpfung ist untersucht und möglich. Die Antikörperantworten für DENV waren nach gleichzeitiger Verabreichung von Qdenga® und Gelbfieberimpfstoff allerdings verringert (6). Die Wechselwirkungen und Kontraindikationen gemäß der Fachinformation sind zu beachten, z.B. der 4wöchige Abstand zu anderen Lebendimpfungen (6).

Vorläufige Bewertung für die Reisemedizin in Deutschland

Eine abschließende Bewertung für die Reisemedizin ist nicht einfach. Wie bei vielen Zulassungsstudien wurde auch hier die Impfung nicht in allen potentiellen Zielgruppen geprüft, z.B. nicht in Älteren, schwangeren Frauen und Vorerkrankten. Für die Extrapolation auch auf diese, u.U. besonders vulnerablen und daher von einer Impfung speziell profitierenden Gruppen sollte daher jenseits der harten Evidenz tatsächlich auch Raum für Expertenmeinungen sein.

Die erzielbaren Schutzraten sind vergleichbar mit denen gegen die saisonale Influenza, für die eine breite reisemedizinische Indikation gestellt wird.

Nach gegenwärtigem Wissensstand würden in der reisemedizinischen Praxis nach Abwägung von Nutzen und Risiko vor allem folgende Personen von einer Impfung mit Qdenga® profitieren:

  • Langzeit- oder häufig Reisende, z.B. beruflich Entsandte in Dengue-endemische Gebiete
  • Visiting Friends and Relatives (VFR) aus Dengue-endemischen Gebieten, die häufige oder längere Aufenthalte dort planen
  • Personen, die bereits eine DENV-Infektion durchgemacht haben und in ein Land mit hohem Risiko für eine Dengue-Übertragung reisen
  • Personen mit dem Risiko eines schweren Verlaufs gemäß WHO (12), die in ein Gebiet mit hohen Risiko für eine Dengue-Übertragung reisen.
  • Frauen, die eine Schwangerschaft in einem Gebiet mit hohen Risiko für eine Dengue-Infektion austragen wollen (cave: Qdenga® ist als attenuierter Lebendimpfstoff während der Schwangerschaft kontraindiziert und eine Schwangerschaft sollte bis 4 Wochen nach der Impfung verhindert werden (6)).

Die WHO sieht ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf eines Dengue-Fiebers bei Schwangeren, bei älteren und adipösen Menschen, Menschen mit schweren und chronischen Vorerkrankungen, Patienten mit Ulkuskrankheit, Bluterkrankungen und Gerinnungsstörungen sowie bei Patienten unter Steroiden und NSAR (12).

In der tropenmedizinischen Praxis wird, wie grundsätzlich bei vielen Indikationsstellungen für Reiseimpfungen, die Kenntnis der aktuellen infektionsepidemiologischen Lage vor Ort, die Kenntnis der genauen Reiseplanung und das Wissen um die persönlichen Risikofaktoren des Reisenden für die Abschätzung des konkreten individuellen Risikos und damit für eine Impfempfehlung wichtig bleiben.

Literatur

  1. WHO: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/dengue-and-severe-dengue).
  2. RKI Infektionsepidemiologisches Jahrbuch für 2020, Berlin 2021
  3. BK 3102 Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (siehe https://www.dguv.de/bk-info/icd-10-kapitel/kapitel_01/bk3102/index.jsp).
  4. Halstead SB. Dengvaxia sensitizes seronegatives to vaccine enhanced disease regardless of age. 2017;35(47):6355-8.
  5. EMA - QDENGA 2022 siehe: https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/qdenga
  6. Fachinformation Qdenga® Dezember 2022
  7. Rivera L, Biswal S, Saez-Llorens X, Reynales H, Lopez-Medina E, Borja-Tabora C, et al. Three-year Efficacy and Safety of Takeda's Dengue Vaccine Candidate (TAK-003). Clin Infect Dis. 2022;75(1):107-17.
  8. Biswal S, Borja-Tabora C, Martinez Vargas L, Velasquez H, Theresa Alera M, Sierra V, et al. Efficacy of a tetravalent dengue vaccine in healthy children aged 4-16 years: a randomised, placebo-controlled, phase 3 trial. 2020;395(10234):1423-33.
  9. Biswal S, Reynales H, Saez-Llorens X, Lopez P, Borja-Tabora C, Kosalaraksa P, et al. Efficacy of a Tetravalent Dengue Vaccine in Healthy Children and Adolescents. N Engl J Med. 2019;381(21):2009-19.
  10. Lopez-Medina E, Biswal S, Saez-Llorens X, Borja-Tabora C, Bravo L, Sirivichayakul C, et al. Efficacy of a Dengue Vaccine Candidate (TAK-003) in Healthy Children and Adolescents 2 Years after Vaccination. J Infect Dis. 2022;225(9):1521-32.
  11. Safety and immunogenicity of a single dose of a tetravalent dengue vaccine with two different serotype-2 potencies in adults in Singapore: A phase 2, double-blind, randomised, controlled trial, Vaccine 38 (2020) 1513–1519.
  12. WHO 2011 Comprehensive guidelines for prevention and control of dengue and dengue haemorrhagic fever. Revised and expanded edition

 

PDF-Datei der Stellungnahme ist hier herunterzuladen.

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Umfrage des Netzwerks Junge Infektionsmedizin – jUNITE

Was können wir gegen die „stille Epidemie“ tun? Was meinen wir eigentlich damit?
Sicher nicht COVID-19 und auch nicht Affenpocken, sondern die Zunahme multiresistenter Erreger weltweit.
Was könnte eine Antwort auf diese Frage sein? Schutz der Antibiotika vor Resistenzbildung!
Wo startet man mit diesem Schritt? Am besten bei der gewählten Diagnostik:

Deswegen hat das Netzwerk Junge Infektionsmedizin – jUNITE1 eine anonyme Online-Befragung zum Thema „Diagnostic Stewardship“ erstellt mit dem Ziel, Erregerdiagnostik in der Anforderung und Bearbeitung zu verbessern.

Wir bitten daher, Ihre Mitglieder zur Teilnahme zu ermutigen, da dies eine Maßnahme ist, die zu einer verbesserten Patientenversorgung und verringerten Personalbelastung in Klink, Praxis und Labor führen wird.

Helfen Sie mit Diagnostik zu verbessern! Es kostet Sie nur 5 Minuten.

Vielen Dank für die Unterstützung!

Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung:
Dr. Sophie Schneitler in Vertretung für das jUNITE-Team

QR-Code zur Umfrage: https://junite.limesurvey.net/897497?lang=de

Umfrage offen bis Ende 2022

 

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CTM2022 Logo Symbol

Jahrestagung 2022 der DTG in Rostock

Vom 23. bis 25. Juni 2022 veranstaltete die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG) e.V. zusammen mit der Tropenmedizin des Universitätsklinikums Rostock unter der Kongresspräsidentschaft von Professor Dr. Emil Reisinger und Professor Dr. Micha Löbermann und dem 1. Vorsitzenden der DTG Dr. Dr. Carsten Köhler die Conference on Tropical Medicine (CTM), zugleich Jahrestagung der Gesellschaft,  im hochsommerlichen Rostock. 300 Tropen- und Reisemediziner aus ganz Deutschland diskutierten gemeinsam mit Studierenden und Interessierten sowie Kolleginnen und Kollegen aus der maritimen Medizin an den drei Tagen vielfältige Themen aus den Bereichen Tropen- und Reisemedizin, Parasitologie, Globale Gesundheit, One Health, Planetary Health sowie Maritime Medizin.

Der Affenpocken-Ausbruch sowie die COVID-19 Pandemie mit ihren Auswirkungen auf die Bekämpfung von anderen Infektionskrankheiten wie die Malaria, Tuberkulose und vernachlässigte armutsassoziierte Erkrankungen (NTDs) wurden thematisiert wie auch eine Diskussion zum Thema der Verteilungsgerechtigkeit von Impfstoffen geführt. Die Firma Moderna stellte erstmals öffentlich neueste Daten zu ihrem SarsCov2-Folgeimpfstoff vor wie auch die Firma Takeda die 54-Monatsdaten zu ihrem im Zulassungsverfahren befindlichen Dengue-Impfstoff. Die Ständige Impfkommission beim Robert Koch Institut (STIKO) präsentierte ihre Datenanalyse zur Wirksamkeit des momentanen Impfstoffschemas zur Prävention einer Erkrankung an Gelbfieber. Eine neue Impfempfehlung befindet sich momentan im Stellungnahmeverfahren, mit einer Veröffentlichung wird noch in diesem Jahr gerechnet. Der wegweisende Kongress war, pandemisch bedingt, der erste Präsenzkongress nach längerer Zeit. Umso größer war die Freude bei den Teilnehmenden über die Möglichkeiten zu vielfältigem persönlichem Austausch mit maritimem Ambiente an der Warnow in Mecklenburg-Vorpommern. Die nächste CTM soll im Jahr 2023 im rheinländischen Düsseldorf stattfinden.

Hier finden Sie das Programm der Tagung in Rostock.  

 

 

DTG veröffentlicht Reise-Impfempfehlungen in AMBOSS

Gemeinsam für gute ärztliche Impfberatung: Der Ständige Ausschuss Reisemedizin (StAR) der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. (DTG) und das digitale Nachschlagewerk AMBOSS starten eine neue Kooperation.

Köln/Berlin und Hamburg, 26. Juli 2021

Was es bislang nur als Printartikel oder PDF-Dokument gab, lässt sich nun direkt in AMBOSS nachschlagen: alle aktuell gültigen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. (DTG) zum Reise-Impfschutz je Zielland.

“Unser Anliegen ist es, den reise-, tropen- und arbeitsmedizinisch tätigen Kolleginnen und Kollegen bei ihren Präventionsentscheidungen für Reisende eine Hilfestellung für die Bewertung des individuellen Nutzen-Risiko-Verhältnisses zu geben”, sagt Dr. med. Gerhard Boecken, stellvertretender Vorsitzender des ständigen Ausschusses Reisemedizin der DTG und Leitender Medizinaldirektor im Gesundheitsdienst des Auswärtigen Amtes. “Je leichter unsere Empfehlungen zu finden sind, desto schneller kommen sie Beratenden wie Beratenen zugute. AMBOSS ist hier ein wichtiger neuer Partner für uns.”

Neben den für 2021 geltenden Empfehlungen sind in Zusammenarbeit mit dem AMBOSS-Illustrationsteam zahlreiche Weltkarten vollständig überarbeitet oder neu konzipiert worden. Diese zeigen die Verbreitung verschiedener Infektionskrankheiten von Cholera und Gelbfieber bis Tollwut und Typhus. An den aufwändig erstellten Grafiken zur Verteilung der Meningokokken-Serogruppen etwa lässt sich auf einen Blick ablesen, welcher Impfstoff für das jeweilige Zielland angeraten ist.

“Menschen reisen – auch in Zeiten der Pandemie. Wir wollen gemeinsam dazu beitragen, dass sie dabei gut beraten werden und den aktuell empfohlenen Impfschutz erhalten”, sagt Emrah Hircin, Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie und Leitender Redakteur bei AMBOSS, über die Kooperation mit der DTG.

Die neuen reisemedizinischen Inhalte der Kooperationspartner stehen nicht nur den 70.000 ärztlichen AMBOSS-Nutzer:innen zur Verfügung, sondern sind auch allen Interessierten ohne AMBOSS-Abo jederzeit kostenfrei zugänglich. Ein vorheriger Log-in in die AMBOSS-App ist möglich, aber nicht erforderlich.

 

Preis für Tropenmedizin 2021 der DTG verliehen an Dr. Benno Kreuels, Hamburg, und Professor Dr. Thirumalaisamy Velavan, Tübingen

Die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. (DTG) verleiht alle 2 Jahre den “Preis für Tropenmedizin“. Der Preis dient der Förderung jüngerer Wissenschaftler und wird für besondere wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Tropenmedizin oder der internationalen Gesundheitswissenschaften verliehen. Er ist mit 5.000 Euro dotiert und wird derzeit von der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung finanziert.

Der Preis für Tropenmedizin 2021 wurde am 17. Juni 2021 auf dem virtuellen Kongress für Tropenmedizin und Infektionskrankheiten (KIT2021), zugleich Jahrestagung der DTG, geteilt an zwei Nachwuchswissenschaftler vergeben: Dr. Benno Kreuels, Hamburg, wird für seine klinischen Forschungen in der Tropenmedizin ausgezeichnet und Professor Thirumalaisamy Velavan, Tübingen für seine labororientierten Arbeiten.

Dr. med. Benno Kreuels

ist Oberarzt in der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik, Sektion Tropenmedizin, des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und Leiter der klinischen Weiterbildung am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Nach dem Medizinstudium schloss er eine Ausbildung an der London School of Hygiene & Tropical Medicine in Epidemiologie an, es folgten klinische Tätigkeit in Hamburg und zugleich Durchführung vieler Projekte zu Infektionskrankheiten in Afrika. Dr. Kreuels hat mehrere Jahre als Oberarzt am College of Medicine in Blantyre, Malawi, gearbeitet. Er hat umfangreiche Tätigkeiten in Endemiegebieten durchgeführt, insbesondere in Ghana, und seine Ergebnisse in insgesamt über 50 Publikationen in hochrangigen Zeitschriften, darunter im New England Journal of Medicine und in Blood, publiziert. In seinen Arbeiten hat er sich besonders mit der Epidemiologie der Malaria in Afrika und dem Einfluss der Malaria auf die Entwicklung der Kinder beschäftigt. Er hat dabei den Einfluss von genetischen und Umweltfaktoren differenzieren können.

Sein besonderes Augenmerk gilt der klinischen Tropenmedizin. So hat er vor einigen Jahren durch die wissenschaftliche Aufarbeitung des klinischen und virologischen Verlaufs der Erkrankung des ersten in Deutschland behandelten Ebola-Patienten im „New England Journal of Medicine“ im Jahr 2014 zum ersten Mal den klinischen, laborchemischen und virologischen Verlauf der Ebolavirus-Infektion detailliert aufgezeichnet. Dies lieferte wichtige Daten für die Therapie und Isolierung von Patienten während der Epidemie in West Afrika. Zudem konnten wichtige Daten zum Verständnis der Immunantwort des Menschen gegen Ebola gewonnen werden. Im Bereich der klinischen Tropenmedizin beschäftigte er sich zudem mit dem Einsatz von Point-of-care Ultraschall (POCUS) zur Verbesserung der Diagnostik und Therapie bei stationären Patienten in Ländern mit begrenzten Ressourcen. Hier konnte er zeigen, dass durch die Einführung von POCUS, die Zeit zur Diagnose und damit die Dauer des Krankenhausaufenthaltes bedeutend verkürzt werden können.

Professor Dr. Thirumalaisamy P. Velavan

Velavan

ist Molekulargenetiker und arbeitet als Gruppenleiter am Institut für Tropenmedizin, Reisemedizin und Humanparasitologie des Universitätsklinikums und der Universität Tübingen. Nach seiner Promotion an der Universität Tübingen leitete er eine Nachwuchsgruppe und ist seit 2011 Gruppenleiter. Im Jahr 2016 habilitierte er sich an der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen und erhielt dort 2019 seine außerplanmäßige Professur. Professor Dr. Velavan ist außerdem Gründer und Leiter des Vietnamesisch-Deutschen Zentrums für medizinische Forschung (VG-CARE) in Hanoi, Vietnam (www.vgcare.org). Während ausgedehnter Forschungsaufenthalten in Hanoi koordiniert er verschiedene Grundlagen- und klinische Forschungsprojekte mit den Schwerpunkten molekulare Epidemiologie, klinische Studien, Wirt-Pathogen-Genetik und Diagnostik, insbesondere zu viraler Hepatitis, COVID-19, Malaria und der Belastung durch Helmintheninfektionen.

Seine Forschungsgruppe besteht aus Ärzten und Wissenschaftlern aus Afrika und Asien mit starker, gleichberechtigter Süd-Süd- und Nord-Süd-Kooperation. Alle Mitglieder der Gruppe sind hoch motiviert, die Gesundheit in Entwicklungs- und Schwellenländern durch klinische Forschung zu verschiedenen Infektionskrankheiten der Tropen zu verbessern. Professor Dr. Velavan und seine Gruppe konzentrieren sich auf die genetische Charakterisierung von Krankheitserregern und humangenetischen Faktoren. Er hat mehr als 155 Artikel in Fachzeitschriften mit Peer-Review-Verfahren veröffentlicht, darunter Cell, PNAS, Lancet infectious diseases, mit einem kumulativen Impact-Faktor von >700, und einem h-Index von 30. Professor Dr. Velavan ist Mitherausgeber der wissenschaftlichen Zeitschrift Tropical Medicine and International Health, BMC Medical Genomics und Mitglied des Editorial Board von Nature Scientific Reports. Außerdem ist er Mitglied in den Gutachterausschüssen internationaler Förderorganisationen in der EU und weltweit.

Vor kurzem konnten Professor Dr. Velavan und seine Teams zeigen, dass durch den Verzehr von Lebensmitteln weltweit ein signifikantes Risiko einer Hepatitis-E-Infektion besteht. Die Studien zwischen 2019 und 2020 ergaben, dass 10 % der kommerziellen Schweinefleischprodukte in Deutschland mit Hepatitis E kontaminiert sind. Selbst in Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen, wie Vietnam, wurde eine hohe Hepatitis-E-Seroprävalenz bei beruflich exponierten Personen gefunden, und es konnte zudem gezeigt werden, dass die Hepatitis-E-Superinfektion den klinischen Verlauf in HBV-Infektionen endemisch Gebieten bei Patienten mit Hepatitis B verschlechtert hat.

 

COVID-19 – Stimmen aus den Ländern (aus dem Jahr 2020)

Wir haben Kolleginnen und Kollegen in den Tropen aus unserem die Welt umspannenden globalen Netzwerk gebeten, uns ihre Einschätzungen von vor Ort zu geben. Diese finden Sie nachfolgend abgedruckt.

Südafrika

Kapstadt wurde neulich als New York City von Afrika bezeichnet. Vermutlich wegen des regen Tourismus ist die Stadt nahe der Südspitze Afrikas derzeit das am meisten von COVID-19 betroffene Gebiet in ganz Afrika, Mehrere „founder events" mit Ursprung in europäischen Ländern sind bekannt. Der südafrikanische „Lockdown", der ab dem 26. März bis Ende April die weltweit wohl umfassendsten Einschränkungen verhängte, konnte das Übergreifen von den zunächst betroffenen relativ wohlhabenden auf ärmere Bevölkerungsgruppen nicht verhindern. Es kam zu mehreren, teilweise erheblichen Ausbrüchen in „essential workplaces", die trotz Lockdown den Betrieb aufrechterhalten mussten. Insbesondere das Konzept der häuslichen Quarantäne und Isolierung ist illusorisch, wenn ganze Großfamilien sich ein bescheidenes Häuschen oder gar einen „Shack" teilen, von eigenen Sanitärbereichen ganz zu schweigen. Zum Glück ist Südafrika, oder zumindest die nicht allzu sehr durch Korruption und Inkompetenz betroffenen Bereiche, recht gut auf Notfälle eingestellt: Seit Mitte März läuft unser Labor auf vollen Touren, mit 24/7-Schicht-System, etlichen neu angeschafften Geräten und einer massiven Ausweitung der SARS-CoV-2 Testung. Enttäuschend ist es, dass wir nach wie vor mit erheblichen Engpässen beim Nachschub von Testkits sowohl für weitgehend automatisierte Systeme als auch für molekulare Schnelltests zu kämpfen haben. Wir können das mithilfe qualifizierten Personals weitgehend kompensieren, doch in weniger gut aufgestellten afrikanischen Ländern wirft dies kaum lösbare Probleme auf.

Prof. Dr. Wolfgang Preiser, Virologe in Kapstadt

 

Tansania

Leben und Arbeiten im Ungewissen! Tansania geht seinen ganz eigenen Weg während der Corona-Virus-Pandemie: kein Lockdown, keine Nennung von Fallzahlen und die Durchführung von möglichst wenig Testen, die alle nur im nationalen Gesundheitslabor ausgewertet werden dürfen. Das macht das Arbeiten im Krankenhaus derzeit besonders schwierig, denn wie schützt man seine kleinen Patienten, deren Eltern und die Mitarbeiter am besten vor einer Ansteckung, wenn man die aktuelle Lage insgesamt kaum einschätzen kann? Trotz allem geht es uns bisher insgesamt gut und wir wahren die leise Hoffnung, dass die ganz große Katastrophe ausbleiben wird und die junge Bevölkerung des Landes gegenüber dem Virus ausreichend widerstandsfähig ist.

Dr. Antke Züchner, Neonatologin in Dar-es-Salaam

 

Indien

Corona calls for caring! We are in 5th lock out in India.This lock out is more in Red zone area like Mumbai, Pune Chennai, Delhi and many big cities. I speak more about Maharashtra as it is more infected then other states and also the situation in India. The infection came from abroad when Indians return to their home places and nobody was aware of it. In initial stage nobody took it serious. The first case was found in Kerala. Now many infected cases are going to their home place from Red zone so every village in India have corona virus cases. The local people are safe and very well follow the instruction. It is urban who are more infected. The infection in many places because of overcrowded and no out let for the people. The people are asked to move from 7am to 7pm, and then there is curfew. If we do not follow the instruction then there is fine taken from person. Regularly, pesticide are put, cleanliness is done. The schools are still closed and there is discussion to open the senior classes with lots of rules and regulation. The covid 19 is increasing very rapidly, every day about 4000 cases and 300 deaths. Many police and the nurses are infected. Most of the people are from abroad and Maharashtra who have come back to their home place. We are continuously instructing the people to remain safe. Since there is no place for quarantine, now home quarantine has started. At present we have over 15,500 deaths in India. Many patients who have died are senior and have other complications. Many nurses and police are infected and special arrangements are made to treat them.

Sr. Jema Rodriguez, Krankenschwester in Shirampur

 

Venezuela

Initially, it was believed that the pandemic would not arrive into Venezuela due to its international isolation, early quarantine measures and the immobility of the population due to the lack of gasoline. Up to date several factors complicate the situation: An internationally declared complex humanitarian crisis, which affects among many other things the essential supplies in hospitals and homes; the late and incomplete institutional response from the country's health authorities throughout these months; the continuous flow of Venezuelans returning to the country, unable to stay in the places they currently live; the urgent need for citizens to acquire provisions on a daily basis, due to their limited purchasing capacity and storage of supplies; the immense queues to fill up on what little gasoline there is. We are reaching a critical mass of citizens and health personnel detected as suspicious and ill, which allows us to assume that the situation is getting out of hand. This in a few days can translate into a critical scenario due to the difficulty of properly tracing the chain of contacts and the immense deterioration of the country's hospital services.

Prof. Dr. Alicia Ponte-Sucre, Parasitologin in Caracas

 

Paraguay

Paraguay hat bereits Anfang März Kontrollen und Quarantäne für Reisende aus dem Ausland angeordnet und generelle Quarantäne ab 11. März. Durch diese schnellen und strikten Maßnahmen sehen die offiziellen Zahlen bezüglich COVID-19 günstiger aus als in den Nachbarländern: ca. 1942 Fälle, davon 882 aktiv, 1045 Gesundgewordene, 15 Tote (27. Juni). Weder im Chaco, noch unter Indígenas sind derzeit Fälle registriert. Da die meisten Indígenafamilien eine monatliche finanzielle Unterstützung der Regierung unterhalten, sowie mit der Schulnahrung (jetzt als Lebensmittelpakete, die in einigen Provinzen trotz nicht stattfindendem Präsenzunterricht weiterläuft – aber eben nur für Schüler), ist zumindest die Grundernährung weitgehend gesichert. Kritischer ist die Situation in Dörfern, in denen die meisten von Gelegenheitsarbeiten abhängig sind. Eine Schwierigkeit ist, dass viele Indígenas sich nicht von der Ernsthaftigkeit des Virus überzeugen lassen und damit auch die Bestimmungen nicht einhalten; viele meinen, es handle sich um „ein Problem der Weißen“... Daher versuchen wir, in nun erlaubten Kleingruppen Aufklärungsarbeit zu leisten und auf den Anordnungen zu bestehen (Hygienemaßnahmen etc). Aber – wie sollen sie die Hände waschen, wenn totaler Wassermangel herrscht? Oder „sozialen Abstand“ halten, wenn in jedem Häuschen mehrere Familien auf kleinstem Raum zusammenleben?

Miguel Fritz, Missionar im Chaco

 

Argentinien

In Argentina, preventive and compulsory social isolation policies were adopted early, which allowed flattening the virus spread curve and thus avoid the collapse of the health system. Currently, almost all of the country has gone to phase 4, with numerous activities allowed adopting and respecting strict prevention protocols. However, in the Buenos Aires Metropolitan Area it is difficult to contain the virus spread rate and it was necessary to return to mandatory isolation (phase 1). In Misiones province, which borders Brazil and Paraguay, in addition to respecting national measures, the total closure of borders was carried out, since the situation reported mainly in Brazil is not favorable. It should also be noted that, at the same time, northern Argentina suffers from an endemic, caused by the Dengue virus, which is why the provincial authorities took advantage of reinforcing its prevention measures. The possible clinical evolution of patients with concomitant viral infection (coronavirus and dengue) is unknown. Unfortunately, the provincial and national economic difficulties have become even more evident; however, prioritizing the health of the population is mandatory.

Prof. Ana María Teresita Foth, Rektorin und Prof. Gerardo Moreno, Dekan in Posadas

 

Demokratische Republik Kongo

Corona hat Bukavu befallen, viele Menschen haben sich infiziert und sind von der Krankheit betroffen. Aufgrund der Schwäche des Gesundheitssystems konnten nur wenige Patienten diagnostiziert werden. Wir sind jedoch in der Lage, schwerkranke Patienten zu versorgen. Aber wir wollen, dass das Gesundheitssystem als Folge dieser Epidemie gestärkt wird. Während die Welt auf Corona konzentriert ist, erleben wir immer noch viel Gewalt, insbesondere sexuelle Gewalt gegen Frauen. Der Kampf für Gerechtigkeit und Frauenrechte in der Demokratischen Republik Kongo muss fortgesetzt werden. Drei Monate lang trug ich bei der medizinischen Koordination der Corona-Virus-Reaktion in Süd-Kivu zur Umsetzung der Corona-Virus- Strategie in unserer Provinz bei. Nun, da die Teams einsatzbereit sind, habe ich mein Eintreten für mehr Gerechtigkeit und Frieden in unserem Land wieder aufgenommen.

Dr. Denis Mukwege, Friedensnobelpreisträger 2018

“Ihr redet von Corona. Wir erleben hier wie jeden Tag neue Menschen aus Djugu, der Region, wo gerade schlimmste Gewalt geschieht, Menschen vertrieben werden. Manchmal wissen wir nicht mehr aus noch ein. Die Welt schaut weg, während hier die Hoffnung langsam stirbt.“ Rose Mumbere mit ihrem Team von MUSACA hat in den letzten Jahren ein Notfallprogramm für vertriebene Binnenflüchtlinge in Bunia aufgebaut. Sie geht in die Lager um Schwanger und Kinder zu versorgen und hat 2 Jahre lang wegen Ebola aufgeklärt und insbesondere Maßnahmen zu Handhygiene eingeführt. Eine Ebolaausbruch konnte verhindert werden. „Nun redet Ihr von Corona“, sagt sie mir. „die ersten Fälle sind hier bestätigt, aber was uns viel mehr Not macht, sind die vielen traumatisierten Menschen, die Schwierigkeiten sie mit sauberem Wasser zu versorgen. Eigentlich brauchten wir viel mehr Mittel. Wir werden uns weiter um Aufklärung und Hygiene bemühen, aber was wir brauchen, ist Frieden und ein Ende der Gewalt. Die Welt schaut auf Corona, während hier unendliches Leid geschieht.“ Vor einem Jahr hat Gisela Schneider die Region besucht. Dabei konnten wir uns in und um Bunia relativ frei bewegen. Inzwischen tritt die Gewalt auch am Stadtrand von Bunia und auch in der Stadt auf. Die Menschen leben auf engstem Raum zusammen, „social distancing“ kann hier niemand praktizieren und bei einem Coronaausbruch wird das schon jetzt oft überforderte Gesundheitssystem kaum reagieren können. Das Difäm unterstützt die kirchlichen Gesundheitseinrichtungen, um eine Basisversorgung aufrecht zu erhalten. Menschen wie Rose Mumbere leisten eine unglaubliche Arbeit – und lassen sich trotz allem nicht entmutigen.

Rose Mumbere und Dr. Gisela Schneider, Difäm

 

Gabun

Wie der Großteil der frankophonen Länder Afrikas hat sich auch Gabun sehr früh mit der Pandemie beschäftigt und Labormitarbeiter wurde schon Anfang Februar vom Institut Pasteur in Dakar in der Diagnostik von SARS-CoV-2 ausgebildet. Maßnahmen wie Reisebeschränkungen und Schulschließungen wurden bereits im März parallel zu denen in Europa durchgeführt, noch bevor die ersten Fälle im Land aufgetreten sind. Es scheint, dass– trotz allen Schwächen im Gesundheitssystem – weitgehend den Empfehlungen von WHO und CDC Afrika gefolgt wird. Das Testen von Verdachtsfällen und Kontakten funktioniert mittlerweile recht gut, das Tracing von Kontaktpersonen aber deutlicher schlechter. Die Isolierung von Fällen wird dagegen kaum ernsthaft versucht. Am Forschungszentrum CERMEL (www. cermel.org) in Lambaréné haben wir den deutlichen Anstieg der Fälle direkt mitbekommen, da wir bis Juni nur eines von 2 Diagnostikzentren im gesamten Land waren. Daher mussten wir sehr schnell unsere Labortätigkeit fast zur Gänze auf die Diagnostik von SARS-CoV-2 umstellen. Obwohl das Land eine Reihe von prominenten Todesfällen durch COVID zu beklagen hat, hört man weder von überfüllten Intensivstationen noch von überwältigten Bestattungsunternehmen. Die Sorgen um Kollateralschäden durch die Vernachlässigung anderer Krankheiten während der Pandemie sind jedoch zweifellos berechtigt. Jetzt, Mitte Juli scheinen die Anzahl neuer Fälle etwas zurückzugehen und der Fokus wird auf die Rücknahme der Reisebeschränkungen gelegt – zu einem Zeitpunkt bei dem die Übertragung noch recht hoch ist.

Prof. Dr. Bertrand Lell, CERMEL, Lambaréné, Gabun

Äthiopien

Äthiopien hat wie die meisten Länder Afrikas zeitig auf die sich entwickelnde Pandemie reagiert und umfassende nicht-pharmazeutische Maßnahmen implementiert, die das öffentliche Leben paralysierten. Über das gut ausgestattete Nationale Institut für öffentliche Gesundheit (EPHI), wurde ein Regional Laboratory Capacity Building Program initiiert, dem wir uns sofort anschlossen. Etwa 3,5 Millionen Menschen leben in der hügeligen, landwirtschaftlich geprägten Gegend rund um die Stadt Asella in Zentraläthiopien. Westliche Ausländer haben hier Seltenheitswert. Seit 2013 sind jeweils zwei deutsche Ärzte im Hirsch Institut auf dem Campus des Asella Teaching and Referral Hospitals tätig. Vor COVID beschäftigten wir uns in unserem kleinen, klinischen Forschungslabor mit nosokomialen Infektionen, Sepsis und AMR. Mittlerweile haben wir uns mit unseren beschränkten Mitteln in ein diagnostisches Monster verwandelt und zahlreiche Evolutionsstufen hin zu einem professionalisierten klinischen Routinelabor übersprungen. Besucher würden es nicht wiedererkennen! Unser Supply speist sich im Wesentlichen aus den nationalen Quellen, hin- und wieder bekommen wir Unterstützung aus unserer Heimatuniversität in Düsseldorf. Die Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden, der Universität und den Klinikern funktioniert sehr gut. Seit dem ersten Fall am 13. März konnten in Äthiopien bislang 52,131 Infektionen nachgewiesen werden, 809 Patienten sind verstorben. Die Behandlung findet ausschließlich in speziell umfunktionierten Health Centers und Krankenhäusern statt, zudem werden Hotels als Quarantänestationen genutzt. Da es wie vielerorts in Afrika viele asymptomatische Infektionen und wenig schwere Verläufe gibt, stellt sich stets die Frage: Bleibt die Lage aufgrund der Altersstruktur so glimpflich, oder kommt da noch was? Setzen wir unsere Mittel angesichts der vielfältigen Aufgaben richtig ein? Wie hoch werden die Kollateralschäden der Pandemie sein?

Marlen Schneider und Yannik Eggers, Hirsch-Institut für Tropenmedizin, Asella, Äthiopien